Es gibt keinen Israel-Palästinenser-Konflikt

Wenn Sie das hier lesen, dann haben Sie höchstwahrscheinlich auch bereits viel über den "Israel-Palästinenser-Konflikt" in allen wichtigen westlichen Zeitungen gelesen. Diese Phrase enthält aber einige wichtige Thesen.

Dass der Konflikt zwischen zwei Parteien besteht, Israelis und Palästinenser. Dass der Konflikt durch diese beiden Parteien gelöst werden könnte und vor allem durch die stärkere Seite, Israel. Dass er sich in einer Ecke des Nahen Ostens unter israelischer Herrschaft abspielt. Weil er so präsentiert wird, ist dieser Konflikt zu einem belebenden Thema der internationalen Linken geworden und auch zu einem faszinierenden Thema für viele Regierungen, einschließlich der Regierung Trumps, die an dem "Deal des Jahrhunderts" arbeitet, um ihn zu lösen.

Der Verteidigungsminister der vorherigen US-Regierung, John Kerry, widmete dem Frieden zwischen Israel und den Palästinensern so viel Zeit, dass es den Eindruck machte, dass er jedes Wochenende hier war. Wenn man nur den perfekten Wortlaut und die perfekte Karte finden könnte, wenn man an beide Seiten das richtige Maß an Karotten und Peitsche verteilen könnte, so war sein Denken, dann könnte Frieden folgen. 

Für jemanden, der hier in Israel lebt, ist das schwieriger und schwieriger zu verstehen. Es gibt keinen Israel-Palästinenser-Konflikt, so wie sich das viele Außenstehende offenbar vorstellen, und diese Wahrnehmungslücke ist es wert, angesprochen zu werden. Das hat auch nichts damit zu tun, ob man, nach westlichem Denken, rechts oder links ausgerichtet ist.  

Man könnte sich aus der Welt der Photographie einen Begriff ausleihen und sagen, dass das Problem der Zoom ist. Einfach gesagt, Außenstehende zoomen hinein, und die Menschen hier in Israel zoomen nach außen. Wenn man das versteht, fällt es leichter, die Ereignisse hier zu verstehen.

Aus der Sicht der Israelis, kann kein Friedensstifter die beiden Seiten zusammenbringen, weil es einfach nicht nur zwei Seiten sind. Es gibt viele, viele Seiten.

Die meisten Kriege Israels sind nicht gegen Palästinenser gekämpft worden. Seit der Invasion durch fünf arabische Armeen und der Staatsgründung Israels im Mai 1948, sind die Palästinenser nur ein kleiner Teil der Angreifer, mit denen es Israel zu tun hat.

Für jemanden, der hier lebt, macht die Reduzierung des Problems auf den Israel-Palästinenser Konflikt genau so viel Sinn, wie wenn man über einen "Amerika-Italien-Konflikt" von 1944 sprechen würde.

Über die Jahrzehnte, in denen der arabische Nationalismus die zentrale Ideologie der Region war, mussten israelische Soldaten gegen Ägypter, Syrer, Jordanier, Libanesen und Irakis kämpfen. Heutzutage ist Israels mächtigster Feind die shiitische Theokratie des Iran, die über 1000 Meilen entfernt liegt und die nicht palästinensisch (oder arabisch) ist. Die ärgste Bedrohung für Israel aus der Nähe geht von der Hisbollah an unserer nördlichen Grenze aus, einer Arme von libanesischen Shiiten, gegründet und finanziert durch die Iraner.

Die Flugabwehrrakten der Russen, den Gönnern des Iran, decken ausgehend von ihren neuen Positionen in Syrien bereits einen großen Teil unseres Luftraumes ab. Eine Bedrohung der geringeren Ordnung ist die Hamas, die als lokale Inkarnation der ägyptischen Moslembruderschaft gegründet wurde und die mit der regionalen Welle des sunnitischen Radikalismus in Verbindung steht. Sie wird mit Geld aus Katar und durch die Unterstützung des Iran über Wasser gehalten ...

Viele hier sind sich sicher, dass ein Abkommen, das von einem durch den Westen unterstützten Anführer im Westjordanland unterzeichnet wird, den Konflikt nicht beenden wird, weil dadurch kein Staat, sondern nur ein Machtvakuum entstehen würde, das mit moslem-internem Chaos, iranischen Handlangern oder einer Kombination aus Beidem gefüllt werden würde.

Genau das ist nämlich um uns herum auch in Gaza, Libanon, Syrien und im Irak passiert. Einer der Albträume Israels ist es, dass die fragile Monarchie Jordaniens dem Schicksal seiner Nachbarn Syrien und Irak folgen könnte und auch zusammenbricht und in den Orbit des Iran gerät. Das wiederum würde bedeuten, dass in dem Fall, dass Israel das Westjordanland nicht behält, iranische Panzer aus Teheran direkt bis zu den Randgebieten Tel Avivs fahren könnten ...

Die Bequemlichkeit der vereinfachten Geschichte für die verwirrende Realität des größeren Bildes aufzugeben ist emotional sehr unbefriedigend. Dem Beobachter wird dadurch ein klarer Bösewicht oder eine ideale Lösung verwehrt. Aber es macht die Ereignisse hier verständlich und würde westliche Politiker ermutigen, fantastische Visionen aufzugeben und einen realistischeren Blick, für was überhaupt Möglich ist, zu gewinnen. Das wiederum würde vielleicht zu einigen konkreten Verbesserungen führen, in einer Welt, die weisere Oberhäupter und weniger Illusionen gebrauchen könnte.

(Quelle: Matti Friedman, The New York Times)

"... und ich werde deine Richter wieder machen, wie sie ursprünglich waren, und deine Ratsherren wie am Anfang; danach wird man dich nennen: 'Die Stadt der Gerechtigkeit, die treue Stadt'" (Jesaja 1,26).

Bericht für CFI-Jerusalem
Lonnie C. Mings

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