„Denn er nimmt sich ja nicht der Engel an, sondern des Samens Abrahams nimmt er sich an. Daher musste er in jeder Hinsicht den Brüdern ähnlich [gleich] werden ...“ (Hebräer 2,16-18).

Genau wie Seine Brüder: Wie wichtig es doch für Christen ist, die Bibel im Kontext zu lesen. Die Bedeutung hinter den Worten zu verstehen, die durch die hebräische Exegese (die Herausarbeitung der wahren Bedeutung aus der hebräischen Sprache) hervorgebracht wird und diese in Ausdrücke zu bringen, die voll verstanden und richtig bewertet werden können, ist der Schlüssel dazu, Yeshua (Jesus) zu verstehen. 

Ich war schon immer von dem Wort „Brüder“ in dem Abschnitt aus Matthäus, in dem es um das zukünftige Königreich geht, wenn der Herr Yeshua auf Seinem herrlichen Thron in Jerusalem sitzen wird, fasziniert. Wir wollen uns die Zeit nehmen, um die Bedeutung des Wortes „Brüder“ zu erforschen. Als ich kürzlich in Hong Kong zusammen mit Claire Pfann, Mitgründerin des Zentrums für das Studium des frühen Christentums (heute Universität des Heiligen Landes) in Jerusalem, lehrte, verdeutlichte Claire, eine erfahrene Bibelgelehrte und Lehrerin in Jerusalem – in Übereinstimmung mit meinen eigenen Studien – dass das Wort „Brüder“ in diese Passage ein wenig falsch verstanden worden ist.

Wir wollen diese Passage genauer untersuchen: „Wenn aber der Menschensohn kommen wird in seiner Herrlichkeit ... dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, und alle Völker werden vor ihm versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet, und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen (die Hand des Segens und der Stärke) und die Böcke zur Linken. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben, oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen, oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,31-40).

Er sagt uns, dass die „Böcke“ von Ihm weggeschickt werden (zu Seiner Linken), weil sie sich von Seinen Brüdern abwandten und ihnen nicht halfen, als die Hilferufe kamen. 

Die historische Kirche hat diese Passage so ausgelegt, dass wir unseren „Brüdern oder Geschwistern“ helfen sollen, wenn wir sie hungrig, durstig oder in Not sehen. JA! Das ist richtig und wir sollten immer unseren Meister nachahmen und ihnen tun „alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen“ (Matthäus 7,12). Unseren eigenen Geschwistern in der Gemeinde zu dienen ist mit Sicherheit ein richtiges biblisches Prinzip. Was hat aber die historische Kirche getan, als das jüdische Volk sie gebraucht hätte? Haben die Christen ihnen Nahrung gegeben, als sie während dem Holocaust in Europa vor den Haustüren standen? Wie sieht es mit denjenigen aus, die blutig und nackt vor ihren Augen standen? Haben sie sie bekleidet und bei sich aufgenommen? Wir kennen die Antwort. 

Die historische Kirche hat versagt. Sie hat den Ruf aus Römer 11 verpasst. Die heutige Kirche/Gemeinde darf die gleichen Fehler nicht wiederholen. Im richtigen Kontext sind mit dem Wort „Geschwister“ oder „Brüder“ die jüdischen Landsleute Jesu gemeint. Wie Claire Pfann es in ihrem Vortrag in Hong Kong erklärte, war es zu der Zeit, als Yeshua diese Worte sprach, weithin bekannt, dass sich nur Juden einander als „Geschwister“ bezeichneten. Juden hätten auch Nichtjuden nicht ihre Brüder genannt. Hinzu kommt, dass es zu der Zeit, als Yeshua dies Seinen Jüngern lehrte, noch keine Institution namens „Kirche“ gab. Wir können jetzt ganz klar erkennen, was die Worte „meine geringsten Brüder“ buchstäblich bedeuten. Yeshua sagte ganz klar: „Wenn ihr meine jüdischen Brüder antastet, dann ist das so, als ob ihr Mich antastet!“

Yeshua war vom Aussehen her sicher Seinen jüdischen Brüdern ähnlich, aber die historische Kirche hat Seine körperliche Erscheinung verändert und Ihn als blauäugiges, blondgelocktes Baby in einer Krippe dargestellt. Christlich-Orthodoxe Abbildungen zeigen Ihn oft mit verschiedenen Gesichtern und einem metallischen Schein um Seinen Kopf. Wäre Yeshua nicht jüdisch gewesen, hätte Er die Rolle des Cohen HaGadol (Hohepriesters) im Dienst Gottes im Tempel nicht erfüllen können. Ich hoffe es ist klar ersichtlich, dass bei Gelegenheiten, bei denen wir das Leben von diesen Seinen Brüdern berühren können ... es so ist, als ob wir tatsächlich den Herrn Selbst berühren würden.

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