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„Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor ... wovon sein Herz voll ist, davon redet sein Mund“ (Lukas 6,45).

In diesem Monat setzten wir unsere Besuche bei lieben Freunden fort und reisten quer durch das Land, wobei wir uns besonders auf die nördlichen Regionen konzentrierten. Seit über einem Jahr ist das Reisen hier zu gefährlich, so dass wir gezwungen waren, unsere Besuche zu verschieben. 

Es ist nun mehr als eineinhalb Jahre her, dass wir Kristina kennen gelernt haben. In dieser Zeit feierte sie ihren 95. Geburtstag und bemerkte bescheiden, dass sie nie erwartet hätte, so alt zu werden. Kristinas Lebensgeschichte ist außergewöhnlich. Dass sie und ihr Mann Alexander überlebt haben, ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass sie gemeinsam in Schindlers Lager waren.

Bei unserem jüngsten Besuch erzählte Kristina von einem Buch, das ihr Freund, ein bekannter Historiker, geschrieben hatte. Sie reichte es an uns weiter mit der herzlichen Bitte, ihre Geschichte zu erzählen: 

„Achtzig Jahre nach meiner Befreiung hätte ich mir nie vorstellen können, dass sich die Schrecken des Holocausts wiederholen würden. Doch nach dem 7. Oktober 2023 sehe ich nur noch das Wiederaufleben des Antisemitismus. Ich kann keine Vorträge mehr halten, aber hier ist meine Geschichte – vielleicht können Sie mir helfen, sie zu erzählen“.

Kristina erzählte mit großer Emotion von ihrer Vergangenheit: „Ich wurde am 9. Mai 1930 in Kattowitz geboren. Meine Familie stammte aus Krakau, wo die Vorfahren meiner Eltern seit vielen Generationen gelebt hatten. Ich hatte einen Bruder, der vier Jahre jünger war als ich. Als der Krieg begann, lebten wir wegen der Arbeit meines Vaters in Kattowitz. Bei Kriegsausbruch kehrten wir nach Krakau zurück, um bei meinen Großeltern zu wohnen. Bevor das Ghetto Podgórze 1941 eingerichtet wurde, zogen wir von Dorf zu Dorf in der Nähe von Krakau. Als das Ghetto im März 1943 aufgelöst wurde, deportierte man uns in das Lager Płaszów.

Mein Vater wurde in eine Munitionsfabrik in Mielec gebracht und später zwischen verschiedenen Lagern hin- und hergeschoben. Im Jahr 1944 kam er in Flossenbürg aus Erschöpfung und Hunger um. Im Lager Płaszów arbeitete ich als Assistentin der Apothekerin Helena Anisfeld-Kleinberger. Im Oktober 1944 wurden meine Mutter Zuzanna, meine Großmutter Cecilia und ich nach Brünnlitz, in das Lager von Oskar Schindler, geschickt. Wir haben alle bis zur Befreiung überlebt. Ich war damals 15, meine Mutter war 33 und meine Großmutter 56 Jahre alt. In Płaszów hatte man jedoch unsere Dokumente geändert – meine, um mich zwei Jahre älter erscheinen zu lassen, und die meiner Großmutter vier Jahre jünger – in der Hoffnung, unsere Überlebenschancen zu erhöhen. Mein 10-jähriger Bruder Zbyszek stand ebenfalls auf Schindlers Liste und kam nach Brünnlitz. Doch während Schindlers Abwesenheit schickte ihn der SS-Kommandant zusammen mit anderen Jungen nach Auschwitz. Im Januar 1945 wurde Zbyszek auf einen Todesmarsch nach Mauthausen gezwungen. Nach der Befreiung des Lagers durch die britische Armee wurde er nach England gebracht und ließ sich schließlich in Israel nieder.

In Brünnlitz arbeiteten wir drei in der Fabrik und halfen bei der Munitionsproduktion. Wir wurden mit größerer Würde behandelt als die meisten anderen Häftlinge. Oskar Schindler und seine Frau Emilie kümmerten sich sehr gut um uns. Trotz der kleinen Essensportionen wurden wir regelmäßig verpflegt, und wir wurden nie gedemütigt. Mein Onkel, der Ingenieur Henryk Wohlfeiler (Position 477 auf Schindlers Liste), teilte sein Essen mit mir, was eine große Hilfe war. Wir haben die Anwesenheit der SS kaum bemerkt, da Schindler dafür sorgte, dass wir von ihnen getrennt waren – ein Akt, der uns wahrscheinlich das Leben rettete.“

Wir kommen nun Kristinas Bitte nach und teilen ihre Geschichte mit Ihnen, unseren treuen Freunden und Unterstützern. Sie haben Anteil an diesem Werk der Liebe und stehen an der Seite von Gottes auserwähltem Volk. Im Namen unseres Teams und der Holocaust-Überlebenden, die es verdienen, gehört zu werden, danken wir Ihnen.

Tanya Lukomsky
Projekt „Vergesst sie nicht“


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