„Der Mächtige, Gott der HERR, er redet und ruft die Erde vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang” (Psalm 50,1).
Wir alle waren einst bezaubernde, wunderschöne kleine Babys, die die Aufmerksamkeit anderer mit unserem ansteckenden Lachen und unseren lustigen Mimiken erregten. So wie die Sonne in den frühen Morgenstunden aus ihren Kammern kommt, so ist auch ein Baby für die Welt. Wir sollten uns also auch die älteren Menschen ansehen; Menschen in ihrem Lebensabend, deren Ruhm in der Frucht ihres Lebens und im Erbe ihrer Kinder liegt. Sonnenuntergänge sind schön, aber es gibt auch eine Traurigkeit im Licht einer untergehenden Sonne. Im kostbaren Leben der alternden Holocaust-Überlebenden hatten wir als CFI-Team in Israel das Privileg, jahrelang unzähligen Überlebenden zu dienen, und wir sehen täglich Sonnenuntergänge. Viele Gesichter und Lächeln, die wir gekannt haben, verblassen plötzlich und versinken hinter dem Horizont. Ihre Erinnerungen schwinden, ihre Kraft ist nicht so stark, aber wir halten immer noch ihre Hände, schauen in ihre sanften Augen, einige leuchten immer noch mit einer erstaunlichen Helligkeit, wie Rosa. Dies sind die letzten Jahre.
Rosa wurde 1933 in der Ukraine geboren. Ihre jüdischen Eltern wurden unter dem Kommunismus geboren. Als gebildete Menschen waren sie in ihrer Stadt gut bekannt. Rosas Vater wurde in die Rote Armee zurückeinberufen, bevor der Krieg ausbrach. Als Deutschland in die Sowjetunion einmarschierte, telegrafierte er seiner Frau, sie solle sofort abreisen. Rosas Mutter gelang dies nicht, und für die nächsten dreieinhalb Jahre verwandelte sich ihr Leben in einen Albtraum, an den sich Rosa noch heute erinnert. Nach Verrat und wundersamer Bewahrung während der Ghetto Mordzüge konnten Rosas Mutter und ihre beiden Kinder fliehen. Ein örtlicher Priester stellte ihnen falsche Dokumente mit russischer Identität aus; er gab ihnen auch Kreuze zum Tragen. Gott sei Dank riskierte ein Christ sein Leben, um sie zu retten. Einige Christen wurden ins Gefängnis geschickt. Joel Rosenberg schrieb in seinem neuen Buch Die Auschwitz-Flucht: „Die Frage sollte nicht lauten: Warum sind Sie als Christ hier in einem Todeslager, verurteilt, weil Sie versucht haben, Juden zu retten? Die eigentliche Frage lautet: Warum sind nicht alle Christen hier?“
Rosas kleiner Bruder Michail, war blond. Sein gutes Aussehen und seine Kühnheit, die deutschen Soldaten um Essen zu bitten, haben ihnen mehrmals das Leben gerettet. Rosa erinnert sich noch an eine Frau, die sich für sie einsetzte, als sie auf der Straße von der Polizei angehalten wurden, die sie für Juden hielt. Noch einmal danken wir Gott für diejenigen, die die Kinder Israels während der Jahre des Holocaust gesegnet haben.
Rosa weiß, dass sie einen guten Gott hat, der ihr wieder zu Hilfe kommen wird. Die Worte von Psalm 23, die wir gemeinsam mit ihr lasen, trösteten ihre müde Seele. Vielen Dank, dass Sie es uns durch Ihre großzügige Unterstützung und Ihre aufbauenden Gebete ermöglicht haben, diese lieben Holocaust-Überlebenden in ihren letzten Jahren zu besuchen und ihnen Gottes Liebe, Freude und Trost zu bringen. Da noch Zeit bleibt, diesen kostbaren Menschen die Hand zu reichen, „Lasst uns aber im Gutestun nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ermatten“ (Galater 6,9).
Voller Freude in Seinem Dienst,
Olga Kopilova
Projekt Vergesst sie nicht