„Der du uns viel Not und Unglück hast sehen lassen, du machst uns wieder lebendig und holst uns wieder herauf aus den Tiefen der Erde. Du machst mich umso größer und tröstest mich wiederum" (Psalm 71,20-21).
Elizaveta Dranovskaya wurde im November 1935 in der Ukraine geboren. Ihr Vater war ein Offizier. Ihre Mutter hatte gerade ihr Studium zur Lehrkraft für russische Sprache und Literatur vollendet. Liza, wie ihre Freunde sie nannten, war das erste Kind der Familie. Ihr Bruder Yuriy wurde dreieinhalb Jahre später geboren. Zu dieser Zeit lebten sie keine jüdischen Traditionen in ihrer Familie aus. Lizas Eltern waren Kommunisten. Die Großmutter, die mit ihnen lebte und auf die Kinder aufpasste, war eine religiöse Frau. Sie brachte Liza das „Shma“ Gebet bei. „Du sollst das immer dann beten, wenn du in Gefahr bist oder dich in einer schwierigen Lebenssituation befindest“, sagte sie. Die Atmosphäre in ihrem Elternhaus war sehr warmherzig.
Als der Krieg 1941 in der Ukraine begann, schloss sich Lizas Vater der Sowjetischen Armee an. Er sah seine Lieben für vier Jahre nicht. Der Rest der Familie wurde nach Armenien evakuiert. Die Reise dauerte etwa einen Monat. Sie waren in einem Zugwagon mit Pferden und vielen anderen Menschen unterwegs. Die Umstände waren schrecklich. Sie hatten kein Essen und waren sehr hungrig. Also klaute Liza, zusammen mit anderen, das Fressen, das den Pferden gegeben wurde. Sobald der Zug stehen blieb suchten sie sofort nach Wasser. Die Menschen bekamen auf dem Zug nichts zu trinken. Viele verschiedene Menschen reisten in diesen Wagons. Nicht nur Juden waren auf der Flucht vor dem Krieg – auch Russen, Ukrainer und viele aus anderen Nationen.
Als die Familie endlich in Armenien ankam, fing Lizas Mutter an zu arbeiten. Die Kinder kamen in eine Kindertagesstätte. Liza war zu dieser Zeit sechs Jahre alt. Ein Jahr später kam sie in die Schule, wo sie manchmal von Jungs verprügelt wurde. Sie nannten sie „Jude“. Der Grund für ihr Verhalten beruhte eher auf Neid als auf Rassismus, denn von Anfang bis Ende ihrer Schulzeit erreichte sie immer die besten Noten in ihren Arbeiten.
Als Lizas Vater nach dem Krieg zurückkam, lebte ihre Familie für eine Weile zusammen, doch sowjetische Offiziere wurden oft versetzt, also musste die Familie umziehen. Nur Liza blieb in derselben Stadt, um ihre Schulung fortzusetzen. Ihre Eltern bezahlten eine Familie, bei der sie Unterkunft bekam.
In 1952 zog Elizaveta nach Leningrad (heute St. Petersburg). Von ihrer Kindheit an wollte sie Mikrobiologie studieren. Mit ihren ausgezeichneten Noten konnte Liza auf die Universität gehen und studierte dort fünf Jahre lang. In dieser Zeit heiratete sie. Zusammen mit ihrem Mann zog sie nach Moskau und begann ihre Karriere in der Hauptstadt. Elizaveta Dranovskaya widmete ihr Leben dem Kampf gegen verschiedene Epidemien, ansteckende Krankheiten und Bakterien. In 1977 erhielt sie ihren Doktor in der Mikrobiologie. Sie arbeitete 45 Jahre an der Erforschung dieser gefährlichen Epidemien und setzte dabei ihre eigene Gesundheit aufs Spiel.
In 1952 brachte Elizaveta ihr erstes und einziges Kind, eine Tochter, zur Welt, die dann Jahre später einen religiösen Zionisten heiratete. Diese Familie machte in 1992 Alijah und ließ sich in einem Dorf namens Beit-El in Judäa nieder (nur 300 Meter von Ramallah entfernt). In 1997 folgte Elizaveta ihrer Tochter nach Israel. Sie versorgte dort ihre kleinen Enkelkinder für zwei Jahre. In 1999 zog sie nach Jerusalem und begann in ihrem Spezialgebiet mit einem örtlichen Professor zu arbeiten. Zu dieser Zeit erfuhr sie von CFI, und sie besuchte das Verteilzentrum als eine neue Einwanderin.
In 2000 zog auch Yuriy, Elizavetas Bruder, nach Israel. Er hatte Krebs. Die Ärzte gaben ihm nur zwei Monate zu leben, doch mit Hilfe von guter Medizin und vielen Gebeten lebte er zwei Jahre lang in Israel.
Während sie sich um ihren Bruder kümmerte, konnte Liza nicht mehr arbeiten. Sie erhielt eine kleine Unterstützung vom israelischen Staat. Es war die einzige Einnahmequelle, die sie hatten. CFI gab ihnen Essensmarken, Kleidung und andere benötigte Artikel. Unsere Volontäre besuchten Liza in ihrem Zuhause viele Male. Sie halfen ihr Arztbesuche wahrzunehmen und vieles mehr. Es war Gottes Versorgung für sie, in dieser schwierigen Zeit Christliche Freunde Israels an ihrer Seite zu haben.
Elizaveta ist sehr dankbar für CFI und all die Hilfe, die sie im Laufe der Jahre durch uns erhalten hat. Sie schätzt die Gelegenheiten sehr, in denen sie das Verteilzentrum besuchen kann, um Kleidung zu bekommen. Ihre Pension ist klein und sie will ihren Enkeln helfen, die heute schon junge Erwachsene im Land sind. „Ich kenne viele liebe Menschen, die als Volontäre bei CFI arbeiten. Einige der neuen Volontäre sind ebenfalls zu meinen Freunden geworden. Die Unterstützung, die ich von euch erfahre, ist sehr wichtig für mich. Sie hilft mir zu überleben, denn ich bin physisch schon schwach und sehr krank. Eure Besuche bei mir zu Hause weiß ich sehr zu schätzen,“ sagt sie.
Tiina Karkkainen
Projekt Offene Tore